Nun danket alle Gott

Nun danket alle Gott mit Herzen, Mund und Händen, der große Dinge tut an uns und allen Enden, der uns von Mutterleib und Kindesbeinen an unzählig viel zugut bis hierher hat getan.

Der ewigreiche Gott woll uns in unserm Leben ein immer fröhlich Herz und edlen Frieden geben und uns in seiner Gnad erhalten fort und fort und uns aus aller Not erlösen hier und dort.

Lob, Ehr und Preis sei Gott dem Vater und dem Sohne und Gott dem Heilgen Geist im höchsten Himmelsthrone, ihm, dem dreieinen Gott, wie es im Anfang war und ist und bleiben wird jetzt und auch immerdar.

Ein altes Lied, das vielen Kirchgängern bekannt ist. Geschrieben hat es Martin Rinckart, der 1586 in Eilenburg (Sachsen) geboren wurde und später dort 32 Jahre als Pastor gewirkt hat. Er selbst hat dreimal die Besetzung der Stadt durch kriegerische Heere im 30-jährigen Krieg und beim Rückzug der Schweden die völlige Ausplünderung der Stadt erlebt. Kurze Zeit später wütete die Pest in Eilenburg und als einziger Pastor musste Rinckart über 8000 Männer, Frauen und Kinder beerdigen, darunter die eigene Frau, den Bruder, zwei Amtskollegen und viele Freunde. Nach dem Abklingen der Pest herrschte eine schreckliche Hungersnot, sodass es Streit bis zum Mord um alles Essbare (auch Hunde und Katzen) gab.

Ein für uns heute unvorstellbares Leid und Rinckart dichtet: „Nun danket alle Gott, der große Dinge tut!“ Wie passt das Lob Gottes in eine solche Situation? Wie konnte Rinckart das angesichts des unermesslichen Leides der Stadt und auch persönlich schreiben? Ich weiß es nicht. Ich weiß auch nicht, ob ich in solch einer Situation solch ein Lied schreiben könnte. Es fällt mir nicht leicht, im Leiden zu danken, wenn die Schmerzen mich plagen, aber ich habe auch gelernt, dass Dank und Lob Gottes keine Gefühlssache sind: Gott ist es immer wert, angebetet zu werden. Dabei ist der Dank, den Rinckart anstimmt, kein Humba-Täterä, das das Leid übertönen soll. Die Probleme sollen nicht weggeschoben werden, neben dem Dank kann auch die Klage stehen. Aber: Loben und Danken ändert die Blickrichtung. Ich kann über das eigene Elend und das anderer Menschen hinaus auf den sehen, der alles in der Hand hält. Wenn ich Gott lobe, schaue ich auf seine Größe. „Danken schützt vor Wanken, Loben zieht nach oben“, sagt ein altes Sprichwort und es stimmt: der Blick auf Gottes Größe und sein Handeln in der Weltgeschichte, auf seinen Heilsplan mit den Menschen schützt mich davor, dem Zweifel zuviel Raum zu geben, nur auf mich und mein Elend zu sehen, statt auf das, was es auch so Gutes aus Gottes Hand gibt. Das Danken hält mich im Glauben und wenn ich selbst nicht singen, loben, danken kann, dann habe ich mich nicht zurückgezogen, sondern bin hingegangen in die Gemeinde, um mich mit hineinnehmen zu lassen in das Lob der anderen. Gemeinsam singen: „Nun danket alle Gott“ lässt mich mein Leiden nicht vergessen, ändert auch zunächst die Situation nicht. Aber: ich kann mehr sehen als nur mein Leiden. Ich sehe den lebendigen Gott, der mich reich beschenkt. Es besteht immer Grund zum Danken –vor allem in unserer Zeit heute. Ich weiß wie gesagt nicht, wie Rinckart dazu gekommen ist, in seinem Elend Gott zu danken, ich sehe nur, wie oft ich es vernachlässige, obwohl ich allen Grund dazu habe. Und ich stelle fest, wie wenig ich von den Dingen erzähle, die Gott an mir tut und wie er mich beschenkt. Es ist ein großer Reichtum – angefangen von dem Dach über dem Kopf und die tägliche Versorgung mit allem Lebensnotwendigen, ein schöner Urlaub, treue Freunde, meine Stimme… bis hin zum ewigen Leben, das ich in der Gegenwart und Herrlichkeit Gottes leben werde.

„Nun danket alle Gott…“ Ich lade Sie ein, einzustimmen in den Dank an Gott – auch in schwierigen Situationen. Denn wir sind reich beschenkte Menschen.

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